Montag, Dezember 01, 2008

Das Buch für Schüchterne von Borwin Bandelow

gliedert sich in sechs Abschnitte.

Zuerst wird das Phänomen "schüchter" genau umrissen und beschrieben. Man bekommt einen guten Überblick darüber wie weit Schüchternheit gehen kann und wie vielfältig das ganze Problem ist.

Im nächsten Abschnitt wird Ursachenforschung betrieben und eine Menge landläufiger Theorien als ungültig abgestempelt. Nein, es liegt nicht an der Erziehung durch die Eltern, nein, es liegt nicht an einem bösen Ereignis in der Kindheit, nein Intelligenz macht nicht zwangsläufig schüchtern. Vielleicht ist es so ein bisschen ererbt und vielleicht liegt es so ein bisschen an einem gewissen Hormoncocktail.

Nachdem man nun nicht mal mehr jemanden hat auf den man das Schüchternsein schieben kann, werden im recht umfangreichen dritten Abschnitt Lösungsstrategien zur Selbstheilung diskutiert. Nein, es gibt keine Patenlösung, sondern ein paar spaßige Übungen, etwa frech zu einem Verkäufer sein. An dieser Stelle wird noch die Anekdote erzählt, das sich der Einzelhandel, der sich in der nähe einer Klinik für Schüchterne befindet, sehr darüber beschwert hat, dass die Patienten scharenweise die armen Verkäufer drangsaliert haben.

Die letzten Teile des Buches befassen sich mit den ernsteren Formen des Phänomens und den Möglichkeiten therapeutischer und medikamentöser Behandlung.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen und ich habe gemerkt, dass schüchtern wie so vieles ein Relativbegriff ist. Ich traue mich zum Beispiel mitten durch die Fußgängerzone zu laufen, Fremden beim Gespräch in die Augen zu schauen oder vor einer Gruppe von Menschen vorzutragen und halte mich daher für einen extrovertierten Mathematiker. ;-)


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und ich dachte, ein extrovertierter Mathematiker guckt SEINEM GEGENÜBER auf die Schuhe, wenn er mit jemandem redet ;-)
Hmm, ich würde mich auch als eher schüchtern bezeichnen. Zumindestens Fremden gegenüber (oder steckt das schon in der Definition?). Ich habe aber eigentlich noch nie darüber nachgedacht, das zu ändern. Dann bin ich eben nicht frech zu einem Verkäufer (auch, wenn die das sicher mal verdient hätten), aber irgendwie finde ich das gar nicht schlimm. Aber sicher gibt das in solchen Büchern schon die ein oder anderen praktische Tipps, die man mal in den entsprechenden Situationen anwenden kann. Im großen und ganzen finde ich schüchterne Leute aber viel sympathischer als den Rest ;-)

Ratilius hat gesagt…

An den Witz mit den Schuhen habe ich auch erst gedacht. Ich denke man versteht ihn erst wirklich, wenn man sich öfter in einem Mathe-Institut herumtreibt.

An sich ist Schüchtern ja auch nicht schlimm und kann durchaus sympathisch sein, sofern man es schafft die Leute kennenzulernen.